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Professor Dr. Peter Paulig referiert an der Volksschule Schernfeld "Wer Kinder nur aus dem Bauch heraus erzieht, kann vieles falsch machen und sollte sich nicht wundern, wenn die Kinder anfangen, auf diese primitive Erziehungsmethode mit Trotz und Widerstand zu reagieren", begann Prof. Dr. Peter Paulig sein Referat zum Thema "Kinder brauchen Grenzen, Eltern aber auch", zu dem ihn der Elternbeirat der Volksschule Schernfeld im November 1998 eingeladen hatte. Weit über 100 Eltern und das Lehrerkollegium hörten aufmerksam den Ausführungen des Professors zu. Das den Erwachsenen bekannte Geflecht von Grenzen, Ordnungen und Normen kenne das kleine Kind noch nicht, führte Paulig aus. Bevor die Eltern also über Ge- und Verbote nachdenken, sollten sie sich Gedanken darüber machen, was hinter all den Aktivitäten ihres Kindes steckt und wie sie vernünftig reagieren können, wenn das Kind etwas tut, was ihnen nicht gefällt. Falsch sei es im Konfliktfall auf jeden Fall, zusätzlich noch Öl ins Feuer zu gießen. Jede Eskalation, jedes Ausweiten des Konflikts müsse vermieden werden; nie dürften die Eltern etwas sagen, was sie später bereuen müssen. Wenn Eltern sich über ein bestimmtes Verhalten ihres Kindes Sorgen machen, sollten sie sich zunächst immer fragen, ob sie für dieses Verhalten nicht mitverantwortlich sind, denn grundsätzlich gelte, "Trotzköpfchen, kleine Widerstandskämpfer und Rambos werden nicht geboren, sondern erzogen" so Paulig wörtlich. Das Problem sei immer, den natürlichen Drängen des Kindes - dem Lebensdrang, dem Bewegungsdrang, dem Spieldrang und dem Liebesdrang vernünftige Grenzen zu setzen; das Kind dürfe einerseits durch Ge- und Verbote nicht ständig eingeengt und in seiner Entwicklung behindert werden. Andererseits müsse ihm aber auch bewusst gemacht werden, dass sinnvolle Grenzen und Ordnungen keine Fesseln, sondern sehr hilfreich sein können. Die richtigen Grenzen zu finden und sie auf richtige Weise und zum richtigen Zeitpunkt zu setzen, das sei die große Kunst der Erziehung. Solche notwendigen Grenzen müssten immer gelten und beachtet werden. Sie müssten unumstößlich sein und eingehalten werden. Allzu viele Grenzen, also mehr als wirklich notwendig, seien nicht nur für das Kind ein Übel, sondern auch für die Eltern. Professor Paulig ergänzte seinen Vortrag immer wieder durch praktische Beispiele aus der Erziehungswirklichkeit und machte zum Schluss einen hilfreichen Vorschlag - die Einführung des "Karten-Systems": "Fouls" in der Familie werden wie im Fußball mit roten und gelben Karten geahndet. Jedes Familienmitglied muss das Recht haben, dem anderen bei Grenzüberschreitungen die gelbe oder rote Karte zu zeigen. In der anschließenden Diskussionsrunde stellten die Zuhörer interessierte Fragen und es entstand ein anregendes Gespräch zwischen dem Referenten und den Gästen. Der Elternbeiratsvorsitzende Werner Schimmer bedankte sich beim Referenten für seine wertvollen Anregungen für die Erziehungsarbeit. |
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